Influencer Zeki postet fragwürdiges Meme – das ist nicht sein erster hom*ophobie-Skandal
Juliette Baur
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Zeki Bulgurcu ist ein Meme-Ersteller und ein Urgestein der Schweizer Influencerwelt: Bereits seit über zehn Jahren erfreut er sich grosser Beliebtheit.
Mittlerweile zählen alle seine Social-Media-Profile zusammen rund drei Millionen Follower auf Instagram, TikTok, Facebook und YouTube. Am Sonntag, 2. Juni – passend zum Auftakt des Pride Month – postete der Influencer Zeki auf seiner Instagramseite «Swissmeme» ein mittlerweile gelöschtes Meme, das einen fragwürdigen Vergleich machte. Unter dem Post wurde ihm vermehrt hom*ophobie vorgeworfen – nicht zum ersten Mal.
In dem Beitrag vom vergangenen Sonntag stand einerseits: «Wie ich meinen 18. Geburtstag feierte» – zusammen mit einem Bild eines stark alkoholisierten jungen Mannes, der auf einer Wiese im Sauf-Koma liegt.
Daneben schrieb Zeki: «Wie heute Jungs ihren 18. Geburtstag feiern» – zusammen mit einem Bild eines jungen Mannes in Absatzschuhen, Skinny Jeans und Luftballone mit den Ziffern 1 und 8.
Das Meme:
Fragwürdiger Post: Wir haben die Gesichter zensiert. Bild: Screenshot Google Images
Innert wenigen Minuten entbrannte eine hitzige Diskussion unter dem Post. Mit viel Zustimmung, aber genauso viel Kritik am Meme. Doch diese verschwand von Minute zu Minute – denn kritische Kommentare wurden sofort gelöscht und die Nutzer blockiert, wie watson weiss.
Bereits eine Stunde nach der Veröffentlichung war das Meme wieder verschwunden – die Seiten-Administratoren haben den Beitrag gelöscht.
Zeki drehte 2021 Kurzfilm gegen Schwulenhass
Sein Verhältnis zu dem Thema Schwulenhass scheint ambivalent zu sein: 2021 nutzte er seine grosse Reichweite dafür, um die Problematik der hom*ophoben Gewalt zu diskutieren. So drehte er gar einen Kurzfilm, in dem er mit anderen Promis auf Schwulenfeindlichkeit aufmerksam macht. Damals sagte er gegenüber 20 Minuten: «Ich will mit dem Video ein Zeichen gegen hom*ophobie, Diskriminierung und Gewalt setzen.»
Zeki Bulgurcu ist ein erfolgreicher Influencer.Bild: KEYSTONE
Ob ihm dieses Thema sonderlich am Herzen liegt, ist heute wie damals fraglich. Denn kurz vor seiner Anti-hom*ophobie-Kampagne wurde Zeki öffentlich scharf kritisiert. Hintergrund: Im Februar 2021 wurden am Bahnhof Stadelhofen zwei hom*osexuelle Jugendliche aufgrund ihrer Sexualität körperlich angegriffen – die Tat wurde auch auf einem Video festgehalten.
Ebendieses Video wurde Zeki wenige Stunden nach dem Angriff gezeigt. Jemand filmte Zekis erste Reaktion: Er lachte und winkte desinteressiert ab. Die breite Öffentlichkeit weiss das bis heute, weil Zekis Reaktionsvideo viral ging – und schon damals für Kritik sorgte.
Das sind die Reaktionen
Anna Rosenwasser, SP-Nationalrätin und LGBTQ-Aktivistin, ordnet das Meme mit den zwei Männern darauf auf Anfrage von watson ein:
«Allein das erste Bild an sich ist problematisch. Es glorifiziert übermässigen Alkoholkonsum und selbstzerstörerisches Verhalten.»
Bei Studien über die psychische Gesundheit sehe man genau, dass übermässiger Alkoholkonsum und folgerichtig auch Suchterkrankungen oft bei Männern vorkommen. Unter anderem darum, weil Männern viel weniger zugestanden werde, ihre negativen Gefühle zum Ausdruck zu bringen oder Hilfe zu holen, wenn sie Probleme hätten, meint Rosenwasser. Sie folgert:
«Das hat viel mit unserem Männlichkeitsbild zu tun. Darum ist es doch gut, dass wir als Gesellschaft das Männlichkeitsbild öffnen und so den Männern die Möglichkeit geben, auf verschiedene Arten Männer zu sein.»
Findet Posts wie jenen von «Swissmeme» stossend: SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser.Bild: larissa erni/watson
Zum zweiten Bild auf dem Meme sagt sie:
«Das ist ein gepflegter Mann, der in einer eher femininen Haltung in High Heels posiert. Diese Attribute entsprechen nicht dem traditionellen Männlichkeitsbild. Natürlich ist der Subtext: Er ist gay. Gay ist unmännlich und nicht männlich zu sein, ist ‹schlecht›.»
Rosenwasser sagt, sie finde, dass man davon ausgehen könne, dass der Mann rechts ein gesünderes Leben führen könne, denn er stehe bereits mit 18 Jahren zu sich selbst. Sie fügt an: «Dass der vermeintlich queere oder schwule Mann in diesem Meme abgewertet wird, ist einerseits problematisch und andererseits schlicht hom*ophob.»
Anders als Rosenwasser sieht das der Influencer selbst. Dieser schreibt auf Anfrage:
«Ich bin immer noch nicht hom*ophob, frauenfeindlich oder rassistisch. Ich habe das Meme als Vergleich zu den Ballönchen gepostet, da ich diese schon mehrmals aufgegriffen habe. Obwohl ich mehrheitlich Zuspruch bekam, habe ich es heruntergenommen, da es unter anderem auch falsch aufgenommen wurde. Beleidigende und unwahre Kommentare werden allgemein gelöscht.»
Zu den hom*ophobie-Vorwürfen von 2021 meint Zeki:
«Im Livestream wird mir mitgeteilt, dass zwei Personen gerade irgendwo zusammengeschlagen wurden. Ich: ‹Das kann mir egal sein, da ich diese Personen nicht kenne›. Später im Livestream wird mir mitgeteilt, dass die zwei Personen schwul sind. Alle: ‹zEki iSt hom*ophOb.› Ich: ‹???› Daraus resultierend habe ich trotzdem etwas für die Community getan, da ich grundsätzlich niemanden ausgrenze – ausser Aargauer und Klimakleber.»
Das Mail beendet Zeki mit den Worten: «Ich kann die ganzen Vorwürfe gegen meine Person nach elf Jahren als Content Creator mittlerweile nicht mehr ernst nehmen.»
Branddeals und eigener Dönerladen
Zekis Erfolg wird ohnehin nicht geschmälert: Er hat Werbedeals, welche ihm mehrere Tausend Franken einbringen, ist eines der Werbegesichter einer Digitalversicherung und hat vor kurzem seine eigene Dönerbude eröffnet. Die Schweizer Influencer standen bei der Eröffnung Schlange und – wen überrascht es – alle lieben den Döner.
Schlussendlich scheinen auch viele Menschen Posts wie jenen vom Sonntag als «nicht so schlimm» wahrzunehmen: Innert der knappen Stunde, in der er online war, erhielt er über 8000 Likes. Doch trotzdem: Ob es Memes von berühmten Influencern braucht, die Schwulenhass propagieren, ist mehr als fragwürdig. Denn bis heute sind Menschen aus der LGBTQ-Community stärker suizidgefährdet als Heterosexuelle.
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Hunderttausende am «Pride March» in New York
quelle: ap / seth wenig
Hat die Schweiz ein hom*ophobie-Problem?
Video: srf
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